9. Juni – Feierabend Paddle

Mittwochabend im Sommer ist Feierabendpaddel des Inverness Canoe Clubs. Mit meinem Schichtplan kann ich nicht mehr regelmaessig dran teilnehmen, weil entweder bin ich bei Start noch im Buero oder ich bin auf meinen Weg ins Buero. Diesmal blieb ich an meinen freien Tagen in Inverness und hatte somit Gelegenheit mich den Feierabendpaddlern anzuschliessen. Normalerweise starten wir von Rosemarkie, aber fuer heute war North Kessock angesagt was gegenueber von Inverness liegt.

Treffen ist halb 7 auf dem Parkplatz in der Naehe des Hotels, unterwegs traf ich schon ein paar andere vom Club und folgte deren Auto bzw. folgte mir ein Auto mit Kajak auf dem Dach. Als wir ankamen war schon gut Betrieb auf dem Parkplatz. Wasserstand war relativ niedrig, man konnte aber sehen, das die Flut kam, weil das Wasser floss in den Beauly Firth.

Eigentlich hatte ich ja vor meinen Trockenanzug anzuziehen, ich hatte grade Leggins und langaermliges Shirt angezogen, da meinte Donnie, der neben mir parkte, es ist ziemlich warm, er wird kurzaermlig unterwegs sein. Kurz ueberlegt, Kofferraum gecheckt und Shirt wieder aus, dafuer das T-Shirt gegriffen. Ich hatte meine Trockenhose und eine kurzaermlige Paddeljacke dabei. Da ich ein paar Wochen vorher schon beim Rettungstraining kurzaermlig unterwegs war und auch im Wasser, sollte es heute auch ok sein, zumal Schwimmeinlagen nicht auf dem Plan standen.

Kajaks runter zum Wasser, was hiess vorsichtig die Uferbefestigung runterbalancieren, was mit 23k 5.4m Kajak auf der Schulter nicht so einfach ist, mir war mein Helfer abhanden gekommen.

Ein Kajak blieb auf seinem Auto, weil das Auto rauchend und ein wenig stinkend auf dem Parkplatz ankam und der Pannendienst gerufen werden musste. Trotzem war gut was los auf dem Strand. Ich hatte die Wahl zwischen Betreuten Paddeln (also mit Trainer) oder mit den “Freischwimmern”. Meist geh ich mit den Trainern, aber heute schloss ich mich den Freischwimmern an. Die Trainingsgruppe war 18 Mann (und Frau) stark, inklusive von 3 Trainern/Fahrtenleitern, die Freischwimmer 8 Leute, wir hatten mit Euan allerdings einen offiziellen Fahrtenleiter. Beide Gruppen wuerden die selbe Route folgen. Plan war zur Kessock Bridge, dort zu kreuzen zum anderen Ufer, was knifflig werden kann wegen der dortigen Stroemung, dann zur Hafeneinfahrt, wo Pause gemacht wird. Weiter nach South Kessock und den alten Faehranleger, Richtung Kanal bevor der Beauly Firth wieder gequert wird um nach North Kessock zurueckzukehren.

Wir brachen sogar mehr oder weniger puenktlich auf, etwa eine Viertelstunde nach 19Uhr. Die Trainingsgruppe blieb noch ein wenig in der Buhne zum Ueben von Bootsbeherrschung, die Freischwimmer machten sich auf Richtung Bruecke und gegen den ankommenden Gezeitenstrom. In der Naehe der Bruecke wird der ziemlich stark, zumal wir wohl etwa zur Halbzeit da waren, wenn die Stroemung am staerksten ist. Hinter (oder von uns aus gesehen vor) den Brueckenpfeilern gibt es Kehr- bzw. Totwasser wo die Stroemung schwaecher ist und einen sogar Richtung Pfeiler ziehen kann. Um das zu nutzen muss man das Wasser aber lesen koennen. Ich las es erstmal falsch und musste ganz schoen arbeiten. Das Wasser was so schoen ruhig war, war schnell fliessend, das was unruhig war langsamer. Euan fragte mich ob es mir Spass macht, unnoetig Kraft zu verwenden. Nein, natuerlich nicht, also aenderte ich Kurs und folgte seinem Kielwasser und duempelte schlussendlich hinter/vor einem der Brueckenpfeiler und wartete auf den Rest der Gruppe.

Neben uns floss das Wasser mit 3kn (5.6km/h) Richtung Sueden. Ich sollte als erstes mit den Pfeilerspringen starten und demonstrieren wie man es macht. Irgendwie kamen mir die 3kn garnicht so schnell vor und wie im Bilderbuch ging es mit Seilfaehrentechnik Richtung grosser Pfeiler. Zwei Drittel des Weges aenderte ich aber die Taktik. Da bildeten sich stehende Wellen, Verwirbelungen und andere Dinge, die es interessant machen wurden hinter den Pfeiler zu gelangen. Doch als Wildwasserkajaker bin ich mittlerweile einiges gewohnt und bleib ruhiger wenn ich sowas sehe.

Zuschauen wie sich der Rest der Gruppe rueberarbeitet, einige mit Problemen wo das Wasser interessant wurde. Anstatt sich ein bisser von der Stroemung mitnehmen zu lassen und dann von hinten gegen die Stroemung anschleichen, wurde versucht das interessante Gebiet zu durchpaddeln. Zwischenzeitlich wartete ich hab das ein Jacht sich naehert und unter der Bruecke durchfaehrt, bevor ich mich aufmache den Schifffahrtsweg zu kreuzen zum zweiten Hauptpfeiler.

Letztlich waren alle hinter dem Pfeiler, der Weg frei und es galt diesmal 4.5kn (8.3kmh) Gegenstroemung (zumindest fuer die ersten Meter) negieren. Das Einscheren verlief alles andere als glatt, ich konnte die von mir gewollte Linie nicht folgen, weil ich nicht nah genug am Pfeiler blieb und kam mehr oder weniger quer zur Stroemung. Das war eine Demonstration wie man es nicht macht. Seltsamerweise wackelte das Boot kein bisserl. Bootausrichtung korrigiert und dann mit Vorwaertschlaegen ging es zum Pfeiler, aufgrund des Winkel des Bootes zum Wasser wurden die Vorwaertsschlaege in eine Seitwaertsbewegung umgewandelt. Weil das Fahrwasser relativ tief ist und unter Wasser nichts im Wege ist, war die Querung um einiges einfacher, weil keine Verwirbelungen in der Naehe des Pfeilers.

Noch zum naechsten Pfeiler und dann rueber zum Leuchtfeuer in der Hafeneinfahrt. Kurzer Stopp, Beine Strecken und als mir dann nen bisserl kuehl wird, fuehr ich die Gruppe an und ab gehts in den Hafen und den Fluss Ness hoch. Wenn die Flut hochgenug ist, kann man problemlos ueber die Flachstellen unterhalb der Eisenbahnbruecke und der letzten Strassenbruecke hinweg. Dann faengt aber so langsam die Arbeit an, weil auch wenn die Flut noch reinkommt, so kommt von vorne die Flussstroemung. Ich hielt auf Grieg Brige, eine kleine Fussgaengerbruecke, die anderen stoppten unter der A82 Strassenbruecke, was ich aber erst mitbekam als Euan mit ueber Radio anfunkte und fragte wie weit ich denn paddeln wolle.

Mmh, dann eben nicht bis zur Grieg Brige, sondern sachte in der Stroemung drehen und sich flussabwaerts treiben lassen. Gemuetlich im losen Verbund wieder zum Hafen zurueck, wo wir ploetzlich einen Delphin sahen. Ich konnte einen Funkspruch der Trainingsgruppe hoeren, aber es dauerte noch nen Weilchen bis ich sah, das sie unterhalb des Leuchtfeuers auf dem Ufer standen und dem Delphin zuschauten.

Der Delphin schwamm flussaufwaerts, wir machten uns auf den Rueckweg nach North Kessock. Ich sollte fuehren und der Rest hinterdrein. Auf halben Wege zu einer Markierungsboje, kam ein Funkspruch ob wir Euan drei Paddler der Trainingsgruppe uebernehmen wuerde. An der Boje angekommen stellte ich fest, das ich nur 2 andere Paddler hinter mir hatte und Euan einen kuerzeren Weg eingeschlagen hatte. Ich wurde dann noch gebeten nen dritten Paddler einzusammeln, der leicht den Anschluss verloren hatte, weil er nicht so fit war und auch mit der Seilfaehrentechnik nicht so zurecht kam.

Wir holten Euan’s Gruppe nicht mehr ein, sondern erreichten den Strand kurz nach ihnen. Von der Trainingsgruppe keine Spur, sie sind noch flussaufwaerts. Deswegen wollten einige von der Gruppe mit uns frueher zurueck. Jetzt waren wir zurueck, aber der Abend war so schoen warm, quasi kein Wind und ich hatte am naechsten Tag frei, dann war da noch die andere Gruppe. So funkte ich Euan an, der auf dem Parkplatz war (man wollte ja nicht ueber den Platz schreien), das ich noch ne Runde paddeln will und schaue was die andere Gruppe so macht. Ich war mit der Idee nicht allein und bald zogen Robbie und ich wieder von dannen und querten den Firth zum dritten Male. Es war fast Fluthoechststand und kaum Stroemung, dafuer einiges an Schaum und ich knallte gegen eine knapp unter der Oberflaeche schwimmenden Holzplatte. Etwas ueber die Haelfte der Querung zurueckgelegt sahen wir nen grosses Schiff sich der Bruecke naehern und kurz davor das Pilot Boot. Ich versuchte Margaret anzufunken um sie zu warnen, erwartete ich das die Gruppe im Industriehafen war. Bloederweise war das im Funkschatten, so hiess es sprinten und schauen das wir die Landspitze vor dem Boot umrunden. Klappte nicht ganz, das Schiff hatte ordentlich Tempo drauf (zumindest dafuer, das nicht viele Meter zum Bremsen zur Verfuegung standen).

Um die Ecke rum, keine anderen Paddler und keine Antwort auf den Funkspruch, also um die naechste Ecke rum, wo das Schiff am einparken war. Immer noch keine anderen Paddler in Sicht und keine Antwort am Radio. Kurz vor der naechsten Ecke kamen sie dann. Einer trug eine sehr helle Muetze, die zu leuchten schien. Beim Treffen wurde uns erzaehlt das ein Otter in der Naehe ist. Gegenueber vom Industriepier und neben ner Wohnstrasse? Aber da war er dann, es schwamm ein Otter im Wasser, da wo kurz vorher Robbie noch zwei leere Getraenkedosen aufgefischt hat, weil ich ihn drum gebeten hatte. Ich hatte schon eine Dose und eine leere Flasche unter meinen Deckleinen. Eine zweite Dose ist mir runtergerollt, nur das ich es nicht gesehen haben.

Als wir wieder in der Hafeneinfahrt waren, sahen wir einen weiteren Delphin, aber so richtig mit fotografieren wurde es nicht, es wurde zu dunkeln und er war zu weit weg.

Delphin at the Harbour entry

Auf kuerzesten Wege ging es zurueck nach North Kessock und kurz nach halb 10 war ein toller Feierabendpaddel dann doch beendet. 3 Stunden auf dem Wasser und um die 11km. Nicht viel, aber diese Abende sind auch nicht zum Kilometerschrubben da, zumal gegen die Stroemung paddeln am Anfang, brachte keine Kilometer, aber brauchte doch einiges an Energie. Es war einfach nur ein schoener Ausflug mit Sichtung von Seehunden, Delphinen und nen Otter. Das ich kurzaermlig los bin war ne gute Idee, im Trockenanzug waere es viel zu warm geworden, auch wenn es da Methoden zur Abkuehlung gibt, nur wollte ich meinen Kopf nicht nass machen.

Zur Erholung gings dann noch auf eine Cola und ein paar Chips in das Pub, welches zum Hotel gehoert.

Den naechsten Mittwoch werd ich zwar auch frei haben, aber es ist innerhalb meiner 6 freien Tage am Stueck und ich habe ein paar Plaene, die mich weg von Inverness fuehren.