Elgol, Trip 2 & Trip 4

Mitten in der Nacht aufgewacht mit der Notwendigkeit mal kurz den Huegel hochzulaufen. Die Lampe vom Hafen strahlte so sehr man brauchte die Taschenlampe kaum, nur da wo etwas Schatten war musste man dann dochmal leuchten. Ueber mir leuchteten tausende von Sternen und man konnte die Milchstrasse sehen. Es ging wieder ins Bett und das naechste Mal wachte ich auf weil der Regen auf’s Autodach haemmerte. Das war nicht nur nen bisserl Regen, das war nen ausgewachsener Wolkenbruch und schwaechte dann zu schweren Regen ab. Schwach genug um wieder einzuschlafen und vom Handy geweckt zu werden. Der Regen hatte aufgehoert und ein leichter Wind wehte.

Den Berg hoch und beim stiefeln die Wassermassen bestaunen, die den Bach runterflossen. Wieder war da der Gedanke von Wildwasserpaddeln, nur das hier war schon ein wenig fortgeschrittener, weil enger, steiler und dann war da auch noch die Fussgaengerbruecke.

Gegen viertel nach 8 kamen David und Doreen an, oeffneten das Buero und ich half Stuehle und Tische raustragen, gleichzeitig kamen die zwei RIBs um die Ecke. Das Kleinere, die Rachel Charlotte wuerde gegen 9Uhr nach Canna gehen. Wenig spaeter kam auch die Nicola Louise. Fehlte nur noch die Bella Jane. Ich half die Passagiere fuer den Canna Trip einzukleiden, aber ich fing an die Groessen der Schutzkleidung durcheinanderzubringen, ich hatte mir die Farben falsch gemerkt. So uebernahm David die Groessenauswahl (jetzt weiss ich das Orange Medium ist, Blau Large und man Rote Streifen ignoriert) und ich legte die Rettungswesten an. Irgendjemand muesste mich retten, die Midges waren der helle Wahnsinn, der Wind hatte sich komplett gelegt und die kleinen Stechfliegen kamen in Heerscharen, so schlimm hatte ich es noch nicht erlebt. Gesicht und Haende hatte ich eingecremt mit Smidge, das half gegen Bisse, aber sie flogen immer noch um einen rum. Und ich hatte meine nackten Knoechel vergessen, ich lief in Crogs rum und ohne Socken. Zu spaet schmierte ich das Zeug auch an die Fuesse.

Als die Bella Jane in Elgol ankam, hatte der Wind leidlich aufgefrischt und das aergste an Midges vertrieben, das machte das Leben gleich ertraeglicher. Vor halb 11 begann ich die Passagiere fuer Trip 2 > Prince Charlies Cave&Soay einzukleiden. Kurze Frage und ich wurde mit auf die Passagierliste gesetzt. Nick wuerde die Patrica Anne auf diesen Trip steuern. Ich schluepfte flink in meine Segelhose, noch ein extra Flies an, dicke und wasserdichte Jacke ueber, meine Rettungsweste und der orange-blauen Gruppe gefolgt.

Geschwind ging es um die Landspitze zu Prince Charlies Cave.

Eigentlich kenn ich ja die Geschichte, aber ich lernte doch noch was Neues, denn so richtig hatte ich die Fluchtroute von Bonnie Prince Charlie (der weder Bonnie, noch nen Prince war) nicht gewusst. Ein Blick rueber zu Soay und den Cuillin verhiess nichts Gutes, eine Regenwand hing im Sound und ich hoffte, das diese weitergezogen ist bevor wir mit dem RIB ankommen. Von der Hoehle gings zum Suedende von Soay, doch auf halben Wege sah jemand etwas im Wasser. Obwohl Nick noch am Anfang gesagt hat, wer nen Schweinswal sieht, braucht die Hand nicht eben, wurde angehalten als eine Hand gehoben wurde. Es waren Schweinswale, aber sie verhielten sich nicht so schuechtern wie normalerweise. Wir konnten sie fast eine Minute lang beobachten und ich bekam sogar ein Foto hin.

Weiter gings zu den Skerries, wo man normalerweise Kegelrobben sehen kann. Normalerweise. Es war kurz nach Ebbe, es sollten also Robben auf den Felsen liegen, aber da waren keine. Es dauerte ein bisserl bis ich den einen oder anderen Kopf im Wasser ausmachen konnte. Als es in den Sound of Soay ging, war klar, das der Regen nicht weitergezogen ist, sondern noch immer vor Ort war. Mit 20-25Knoten, was um die/ueber 40km/h sind, in eine Regenwand ist wie Peeling. Wenn man kann, zieht man den Kopf ein, die Kapuze so tief wie moeglich und versuchen das Gesicht vom Wind wegzudrehen. Der Skipper hat die Moeglichkeit nicht und meine Brille war auch nur bedingt nen Schutz. Der Regen hatte noch einen anderen Nebeneffekt ausser Peeling, das Smidge wurde von meiner Stirn gewaschen und floss in meine Augen, das brannte. Eigentlich sollte das Zeug wasserfest sein und sich auch nicht durch Schwitzen loesen, aber was sonst konnte so in den Augen brennen? Regen ist Suesswasser und sollte okay sein.

Es wurde nicht zur Basking Shark Station abgebogen, sondern davor gehalten, weil es war zu flach um in die Bucht zu fahren. Wenigstens der Regen hoerte auf und der Wind liess nach. Zeit um den Seehunden in Loch na Cuilce einen Besuch abzustatten.

Diese sind ziemlich verlaesslich in Anwesenheit auf den Felsen, allerdings moegen sie keinen Regen. Das Fell ist zwar wasserdicht, aber das Auftreffen der Tropfen ist unangehm auch fuer Seehunde und sie sind dann lieber im Wasser.
Auf dem Rueckweg nach Elgol wurde noch die Bella Jane gejagt und ihre Bugwelle fuer ein paar Spruenge genutzt. Auf der Bella Jane war der Grossteil einer Reisegruppe von Discover Scotland, ein kleinerer Teil war an Bord der Patricia Anne. Die Tour stoppt fuer 1.5h in Elgol fuer einen Boottrip, das ist fest in der Reiseroute eingeplant.

Wieder in Elgol half ich wieder die Schutzkleidung und Rettungswesten von den Passagieren zu bekommen, es warteten allerdings auch schon die naechsten fuer den Ausflug nach Canna. Voll ausgebucht, 3 Boote sollten ablegen, keine Chance fuer mich mitzukommen. Die Nicola Louise bekam etwas Vorsprung, ihre Passagiere brauchen keine Rettungswesten und das Boot ist auch ein wenig langsamer. 24 Leute mussten aber fuer die beiden RIBs fertig gemacht werden und David hatte dann doch noch eine Ueberraschung fuer mich. Ich koenne nach Canna, als Crew. Juhu.

Das kleinere RIB, die Rachel Charlotte hatte schon 2 Crew: Pete und Christian (die Rachel war sein altes Boot, er arbeitete vor etwa 10 Jahre fuer Bella Jane auf den RIBs), ich durfte Nick auf der Patricia Anne begleiten. Es ging auch alles mit rechten Dingen zu. Ich habe ein Zertifikat was mir erlaubt auf See als Crew zu arbeiten, ergo 12 Passagiere und 2 Crew wurde ueber Funk gemeldet beim Ablegen.

Wenn ich normal stehe kann ich bequem die Bootsspitze und die beiden vorderen Sitzreihen sehen. Um alle Passagiere zu sehen musste ich allerdings auf die Zehenspitzen stehen, das liess ich bei schneller Fahrt aber bleiben, balanciert sich nicht so leicht wenn es mal holprig wird oder waehrend enger Kurvenfahrt.

Die Flut war soweit reingekommen, das Nick die verlassene Basking Shark Verarbeitungsfabrik ansteuerte, war aber knapp, keine 6 Fuss war das Wasser tief, die Motoren gehen etwas ueber 3 Fuss ins Wasser, viel Spiel war da nicht und man muss das Boot genau auf die Pfosten ausrichten, die die Peilung fuer die tiefste Stelle vorgeben. In die Bucht rein ist das noch relativ einfach, aber will man wieder raus, heisst das nach hinten schauen, weil zur Ausfahrt hin gibts keine Pfosten.

Pete folgte uns mit einigen Minuten Abstand, doch nach einem weiteren Halt bevor die offene See zu Canna gequert wird, waren die Boote etwa gleich auf und jagden parallel uebers Wasser. Damit es nicht zu langweilig wird auf den 25min, machte sich Nick die Bugwelle des zweiten RIBs zu Nutze und fuhr ein paar scharfe Kurven.

Pete war damit vor uns, aber sein Boot stoppte zum Stillstand. Was haben sie gesehen? Oh, ein Minkwal. Und das Tier tat uns den Gefallen noch ein paar Mal aufzutauchen bevor wieder volle Fahrt aufgenommen wurde. Fuer ein paar Minuten gings wieder stur grade aus und wieder stoppte Pete, diesmal fuer Schweinswale und wie schon am Vormittag waren auch diese sehr aktiv und man musste den Passagieren zweimal sagen das sind keine Delphine. Leider waren die Schweinswale zuweit weg bzw. die Sonne stand unguenstig und ich konnte mit der Kamera nicht zielen, ich erwischte keinen fuer ein Foto.

Die Klippen von Canna waren schon gut sichtbar und auch die Nicola Luise, die sich auf den Weg zu Canna Harbour machte. Funkspruch von Gavin liess verlauten, das sie auf ihrer Ueberfahrt nichts gesehen haben. Pete hatte am Morgen auch Delphine gesehen, aber kein Flipper liess sich jetzt blicken.

Das letzte Mal war ich vor 3 Monaten bei und auf Canna (wo ist bloss der Sommer geblieben?) und es war gut besucht bei den Voegeln, die Brutsaison hatte grade erst begonnen. Die Klippen jetzt zu sehen wo fast alle Voegel, mit Ausnahme der Kraehenscharben und vereinzelten Dreizehenmoewen, Canna verlassen haben, ist schon faszinierend. Doch nicht das Fehlen von Voegeln sorgte fuer einen anderen Anblick, es gab einige Wochen zuvor schwere Regenfaelle, die die Erde so stark aufweichten und saettigte, das es zu Erdrutschen kam. Man kann nur hoffen, das die Jungvoegel von diesem Jahr, insbesondere die Papageientaucher, welche Hoehlenbrueter sind, schon weg waren.

Diverse Nesthoehleneingaenge sind verschuettet und etliche Paare von Papageientauchern werden naechstes Jahr vergeblich nach ihren alten Nest schauen.

Nicht alle Voegel verlassen Canna, die Adler bleiben und ich machte einen Raubvogel oberhalb der Klippen aus. Fuer einen Bussard zu gross, so beschlossen Nick und ich das muss nen Seeadler sein. Auch ohne Voegel gibt’s noch so einiges zu erzaehlen und zu bestaunen bevor es nach Canna Harbour geht, wo wir Gavin am Cafe treffen wuerden.

Kunde im Cafe wuerde ich nicht werden, ich hatte kein Geld dabei, weil es kam unerwartet das ich auf das Boot konnte und mit der Jacke und Rettungsweste am Container, ich brauchte nicht zum Auto hochzusprinten um Geld zu holen. Am Cafe gab’s Crew Kaffeeklatsch, inklusive die Autofrage fuer den naechsten Tag zu klaeren, weil die Boote sollten nach Slapin gebracht werden, was bedeutete, die Autos sollte in Slapin geparkt sein, aber wie nach Elgol kommen? Der Schulbus war die Loesung, was zu grosser Begeisterung bei Gavin und Pete fuehrte, hoerte sich das doch nach nem tollen Ausflug an. Es gab noch die neuen Oeffnungszeiten fuer das Cafe, weil mit den letzten Tag im August, war es auch letzter Tag der Saison und ab dem ersten September wuerde das Cafe nicht mehr am Vormittag aufmachen. Die Skipper brachen dann auf, um die Boote umzuparken. Die RIBs waren im Weg fuer die Nicola Louise, welche am Ende der Pier war, wo aber kein Passagier zusteigen kann. Christian war verschwunden. Die Nicola bekam wieder etwas Vorsprung, die RIBs hatten noch ein paar mehr Minuten bevor es zurueck ging.

Kurze Zaehlung als eine Rettungsweste auf den Steinen lag, aber anscheinend alle Passagiere schon am Slipway waren. Oh, Christian. Wo kam der denn her? Im strahlenden Sonnenschein ging es zu den Skerries und den dortigen Seehunden und Kegelrobben. Die Nicola duempelte auf halben Wege zu Rum, ueber Funk wurde ein Minkwal gemeldet, aber die RIBs waren zu weit weg.

Die Suedkueste von Canna liegt quasi ungeschuetzt dem Atlantik ausgeliefert, die RIBs duesten kurz in den Canna Sound, aber nur fuer nen kurzen Blick, weil viel gab’s zu dieser Jahreszeit nicht zu sehen und nicht jeder mag die Duenung, wobei heute war es harmlos.

Naechster Halt: Schiffwrack.

Ich habe es immer noch nicht geschafft, das Loch im Bug zu sehen. Aber dafuer wird es nen Kajak und Ebbe brauchen. Fuer ein RIB ist es mittlerweile zu gefaehrlich sich dem Bug von der Klippenseite her zu naehern.

Nach Seeadler Sichtung bei Canna, war es jetzt ein Steinadler den ich ueber Rum ausmachte. Aber das war es so ziemlich mit Wildlife. Keine wilden Ziegen (Angoraziegen!) liessen sich blicken und als es nach Kilmory Bay ging, waren die Hirsche in einer Ecke wo die Boote wegen einem Riff nicht naeher rankoennen.

Es war Zeit fuer den Rueckweg. So ohne Wale und Delphine muss man den Passagieren was bieten. Ergo wurde die Nicola Luise kurzerhand gejagt und auf ihrer Bugwelle gesprungen.

Wo war eigentlich die Sonne geblieben? Es war ganz schoen grau jetzt und im Soay Sound hingen wieder Regenwolken, doch zum Glueck war das nicht unser Kurs. Angekommen an der Jetty, huepfte ich von Bord und war nen bisserl wacklig auf den Beinen. So lang im RIB stehen war ungewohnt, aber es ging flink hoch zum Office Container, es gab 24 Sets von Schutzkleidung und Rettungswesten einzusammeln und wegzuraeumen. David und Doreen waren mit Kunden beschaeftigt und wie Doreen zwischendurch konstantierte als ich die Rettungswesten sorgfaeltig stapelte schien bei mir das Training von Graham durch (wo war der eigentlich? Er schmiss doch sonst den Laden).

Am Ende des Tages und fast alles weggeraeumt fragte mich Doreen ob ich morgen frueh um halb 9 da sein kann und ob ich bereit waere am Nachmittag auf der Nicola Luise als Crew zu arbeiten, weil aktuell schaut es so aus, das ein Crewmitglied fehlt. Da ich eh keine Plaene hatte und ein Ausflug nach Canna jederzeit Spass macht, sagte ich nur zu gern zu.

Die Skipper tankten die RIBs auf, was via Kaninster geschieht, die jeden zweiten Morgen in Broadford an der Tanke gefuellt werden. Normalerweise ein ob fuer den Morgen, aber morgen frueh wuerde kein Auto da sein also musste das heute gemacht werden.

Ich machte mich auf nach Glasnakille, weil ich hatte immer noch eine Flasche Wein fuer Christine im Auto und sie sollte heute zuruecksein.

Auf dem Weg nach Glasnakille, musste ich feststellen, das quasi jeder moegliche Zeltplatz belegt war. Skye Trail Walker. Das sah nach ner weiteren Nacht im Auto aus. Christine war zurueck im Rowan Cottage, zusammen mit ihrem Mann David. Abendessen war grade vorueber und wir quasselten nen Weilchen bevor ich nach Elgol zurueckfuhr. Einerseits war ich hungrig (ich hatte den ganzen Tag nicht gegessen, von ein paar Chips abgesehen bei Christine), andererseits stand es mir nicht danach den Campingkocher anzuschmeissen, noch nach Broadford zu fahren. Aber da war ja noch der Kaese (Ziegenkaese) und ich hatte Cracker im Auto. Der Kaese war lecker und ich genoss die abendliche Aussicht ueber Loch Scavaigh bevor ich mich in den Schlafsack verzog, muede, aber gleichzeitig aufgedreht dauerte es ewig bis ich mich in Morpheus Armen wiederfand.

 

Ab in den Norden von Skye

Am Vortag zu Hause Kaesekuchen ohne Boden gebacken und ein paar Muffins von dem uebergebliebenen Teig ging es nach Skye am Nachmittag. Erster Stop in Broadford um im dortigen Ticket Office / Andenkenladen von Bella Jane Boat Trips vorbeizuschauen und Hallo zu sagen. Doreen war im Buero, sie ist die Frau des Besitzers. Ich wurde einen Muffin los, aber der Kuchen bekam keine Abnehmer, weil die Boote fuhren heute nicht. Kein Wunder, es ging doch ein wenig zuviel Wind um eine angenehme Ueberfahrt fuer Passagiere zu bieten. Zeit um ein paar Neuigkeiten auszutauschen, anscheinend gab’s nen Unfall mit einem der Boote. Bei einem der letzten Stuerme brach eines der RIBs in Elgol los und wurde auf das felsige Ufer geworfen. Nachts um 11Uhr wurde die Crew angerufen, um von der Strandung zu berichten. In dem Wind gabs keine Chance das Boot wieder freizubekommen. Erst am naechsten Tag wurde es freigeschleppt und nach Slapin gebracht wo es auf einen Trailer der Dinge harrt als Versicherungsfall und mit beschaedigten Rumpf, der wohl komplett ausgetauscht werden muss.

Bevor ich weiterfuhr fragte mich Doreen ob ich die naechsten Tage in Elgol vorbeikomme, wenn die Boote fahren, weil David haette fuer mich seit einiger Zeit Kaese im Kuehlschrank.  Aeh, wie jetzt?

Auf nach Glasnakille, Christine einen Besuch abstatten. Kein Auto in der Auffahrt, aber die Verandatuer ist nur angelehnt und das Gartentor offen. Was nun? Weiter zu Audrey, Christine’s Nachbarin und schauen ob sie was weiss. Christine wuerde erst am uebermorgen zurueckkommen. Aber sie lud mich ein fuer nen Kaffeeklatsch, wenn ich in einer Stunde wiederkomme, momentan macht sie Abendbrot.

Ich machte es mir im Auto gemuetlich, genoss die Aussicht ueber Loch Slapin und Loch Eishort, las Harry Potter bevor ich zu Audrey fuhr (ich hatte bei Christine geparkt und bin beim ersten Mal zu Audrey’s gelaufen).

Gin&Tonic fuer Audrey, fuer mich Tee und Glas Wasser und wir machten es uns in der Ferienwohnung neben Audrey’s Wohnung bequem und es gab Kaesekuchen. Neben Kaffeeklatsch (u.a. sinkende Fischerboote und das Nicht-Tragen von Rettungswesten) auch ein kurzer Exkurs in das britische Schulsystem. Ueber die Zukunft der Schueler entscheided eine einzige Note, egal was man ueber das Jahr erreicht hat, es gibt je Fach eine Pruefung am Ende des Jahres. Verhaut man die, dann war es das. Manchen Schueler wird sogar erzaehlt die Pruefung nicht zu machen, es gibt eine Art Probelauf vorher, die Note hat eigentlich keinen Einfluss auf den eigentlichen Abschluss, doch ist das Ergebnis nicht zo gut, legen Lehrer dem Schueler durchaus ans Herz, den eigentlichen Test nicht zu machen. Und selbst wenn man die Pruefung besteht, heisst das noch lange nicht, das man im naechsten Jahr das Fach belegen darf, weil man nicht gut genug bestanden hat. Irgendwie hatte ich in Deja Vu, kein Wunder hatte ich doch grade erst Harry Potter und Der Halbblutprinz gelesen.

Am Ende des Abends schmiss Audrey mich nicht raus, sondern lud mich ein in der Ferienwohnung zu schlafen. Das Angebot nahm ich zu gern an, ich brauchte nur meinen Schlafsack aus dem Auto zu holen, das ist soviel besser als im Auto zu schlafen oder sich nen Plaetzchen fuer das Zelt zu suchen.

Ich schlief so gut wie schon lang nicht mehr, angenehmes Bett, es war dunkel (kein Mond, keine Hofbeleuchtung), es war still, richtig still. Kein Heizungsrauschen, kein Wind, kein Regen, kein garnichts und kein Wecker, ergo ausschlafen und gegen 9Uhr vertraeumt aufwachen, verdutzt auf die Uhr schauen. Kaesekuchen zum Fruehstueck und nach nebenan, Guten Morgen und Danke sagen.

Fuer den Tag hatte ich so gut wie keinen Plan, ausser das es in den Norden von Skye gehen sollte und ich wollte die ueblichen Touristenflecken meiden (zuviele Menschen, zuwenig Parkplaetze). Erstmal nach Portree. Obwohl ich nen Stueck Kaesekuchen zum Fruehstueck hatte (und den Teller mit dem Rest im Kuehlschrank “vergessen” hatte), stand es mir noch nach ein bisserl Fuellung, nen nettes herzhaftes Brot/Broetchen kaeme mir recht. Sowas sollte es in der Isle of Skye Bakery geben. In Portree hatte ich Glueck auf dem grossen Parkplatz (der garnicht so gross ist fuer den Bedarf waehrend der Saison), jemand fuhr aus einer Luecke und ich rein. Statt die Hauptstrasse zu laufen entschied ich mich fuer Erkundungsmodus und wollte mehr so quer durch zur Baeckerei. Erstmal zum Marktplatz wo es auch eine Baeckerei gibt, aber die haben mehr so suesse Sachen und dann schauen wie ich so vorankomme. Erstmal an der Dorfhalle vorbei und den Kindergarten (jetzt weiss ich wo das ist, war mir bis dato nicht bewusst), dann in eine (nicht ausgeschilderte) Sackgasse, in ein Neubaugebiet von da den Weg zum Co-Op suchen. Ich konnte den Co-Op zwar sehen, aber der Pfad schien woanders hin zufuehren, egal, den Weg lang und schauen wo man rauskommt. Was ich fand, hatte ich so nicht erwartet. Ein angelegter Pfad durchs Gruen an einem Bach entlang.

An einer Gabelung nach rechts weg, weil mein innerer Kompass und Strassenkarte sagte mir, das ist die Richtung zur Strasse nach Uig. Ein paar Stufen und ich kam an der Nebenstrasse unweit der Tankstelle raus, die quasi gegenueber der Einfahrt zur Isle of Skye Bakery ist. Perfekt. Die Baeckerei hat auch Sitzgelegenheit und eine Ausstellung, ich wollte aber was zum Essen auf die Hand. Auswahl an Broten und Co. war jetzt nicht so gross. Meine Wahl fiel auf ein groesses gefuelltes Broetchen, von der Farbe sah es ein wenig wie Ciabatta Teig aus, gefuellt mit Bacon, Lauch und Ziegenkaese. Preis stand nicht dran, ich glaub ich haett es mir sonst zweimal ueberlegt. £3.50 wurde an der Kasse verlangt. Na ich hoffe das Broetchen ist gut.

Rueckweg angetreten und angefangen das Broetchen zu zerlegen. Es war essbar, aber eine Enttaeuschung. Der Teig war nicht richtig durchgebacken und die Fuellung war nur im unteren Teil. Ich lief wieder durch das Waeldchen und fand am Start auch den Namen.

An der Kreuzung hielt ich mich wieder rechts, weil ich wollte schauen wo der Weg und der Bach so hinfuehrt. Als es zu regnen anfing, stoppte ich unter einem groesseren Baum und lauschte einfach den Bach fuer ein paar Minuten und muemmelte das Broetchen. Als der kurze Schauer aufhoerte gings weiter und ich kam zu einer Nebenstrasse, die nach wenigen Metern an die Hauptstrasse fuehrte und ich nun genau wusste wo ich war. Nur ein paar Meter weg von der Zufahrt zum Parkplatz. Der Woodland Walk war eine Abkuerzung zur Baeckerei, die Strasse entlang waere laenger gewesen.

Zurueck im Auto nahm ich mir endlich mal den Photographer’s Guide vor, der schon seit ein paar Wochen in der Autotuer schlummerte. Ich kenn Skye zwar ganz gut, aber so ne Uebersicht ist durchaus nuetzlich und gibt einen auch ein paar neue Ideen und Einblicke. Es gab einen Punkt den wollte ich unbedingt sehen und bevor ich gross anfang zu suchen, weil ich wusste nur ungefaehr wo er ist, war der Guide ganz nuetzlich. Die naechste Station war Rha Waterfalls. Nachdem die meisten einfach zu erreichenden Aussichtspunkte mittlerweile total ueberlaufen sind, ist dieser Wasserfall bei Uig noch ein Geheimtipp auch wenn es mehr und mehr Fotos davon gibt. Doch man sieht ihn nicht von der Strasse, es gibt quasi keinen Busparkplatz um die Ecke wo man die Fahrgaeste gefahrlos rauslassen kann, es gibt kein Schild, der Weg ist zwar kurz aber eng, steil und endet in ner Schlammpfuetze.

Parken, Gummistiefel an, Beschreibung nochmal studieren, Karte nochmal lesen, Gummistiefel aus, nochmal ein paar Meter fahren, parken, Gummistiefel wieder an und die Strasse lang. Von der Strasse sieht man nichtmal den Bach besonders gut, nichtmal mit ueber das Gelaender lehnen. Also dem Schild nach, den kleinen Hang hoch, an der Klippe lang und wieder runter. Durch den Matsch und …

Das nenn ich dann mal nen Wasserfall. Es rauscht, die Luft ist voll mit Spray und halb im Bach steht nen Fotograph. Ich treffe einen der Profi-Fotographen von Skye, nur dieser verkauft seine Bilder nicht, sondern verdient sein Geld mit Fotografie Kursen. Auf der Fahrt in den Norden kommt man am Wasserfall bei Luib vorbei und kann mal kurz den Wasserstand in Sligachan checken, beides war ziemlich trocken, aber hier rauschte es nur so. Es muss im Norden ordentlich geregnet haben, denn normalerweise ist es nicht so laut und man kann schwimmen gehen, doch heute war es ziemlich wild im Pool.

Wegen dem Wasserstand und weil ich nicht im Wege von Alistair sein wollte, versuchte ich keinen besseren Winkel fuer Fotos zu bekommen, hatte eh nur meine kleine Knipse dabei. Die Spiegelreflex war im Auto und zudem mit Teleobjektiv.

Die Idee fuer den naechsten Stop hatte ich aus dem Guide und vorher noch nichts von gehoert: St. Columba’s Isle. Von Uig faehrt man Richtung Dunvegan, aber unterwegs musste ich stoppen, da lief ein Hund frei auf der Strasse rum, an einer unuebersichtlichen Stelle. Es war nur eine Frage der Zeit bis was passiert. Parken konnte ich erst einige hundert Meter spaeter, auf dem Weg zurueck, versuchte ich das naechste Auto herunterzubremsen, weil auf der Strasse kann man 60mph fahren. Der Hund war nicht mehr auf der Strasse, sondern sass nun am Strassenrand und beobachtete die Autos. Er lief nicht weg als ich mich naeherte. Bloederweise sah ich, das er kein Halsband trug. Ich konnte ihn hochheben, gott der Border Collie war nicht gross, aber nicht grade leicht und er mochte es auch nicht. Also wieder runter, neben ihn hocken, schauen das er nicht auf die Strasse rennt und ueberlegen was nun. Es naeherte sich eine Frau mit Leine in der Hand. Ich dachte es waere sein Frauchen. Sie war jedoch auch nur eine Autofahrerin, die den Hund hat rumrennen sehen. Der eigenen Hund im Auto wurde von seinem Halsband, welches kombiniert mit Leine ist, befreit, im Auto gelassen und sie lief ebenfalls zurueck. Dem Collie war das nicht so geheuer und er versuchte sich im Gebuesch zu verstecken und ich trug ihn quasi raus. Halsband anpassen und dann lief der Hund brav bei Fuss mit uns mit.

Die Frau nahm den Hund mit zu Freunden die nahbei wohnten und auch Hunde haben, vielleicht kennen sie den Hund ja. Wenn nicht, geht es wohl zum Tierarzt und der Chip wird gecheckt. Chip ist seit einiger Zeit fuer alle Hunde in Grossbritannien Pflicht. Was aus dem Hund wurde weiss ich nicht, man kann nur hoffen das wer ihn vermisst gemeldet hat und es eine Zusammenfuehrung gab.

Nach der kurzen Unterbrechung ging es weiter zum Snizort. Kurz nach der Bruecke ist ein Parkplatz, wobei Parkbucht trifft es eher. Aufpassen beim Queren der Strasse, die Autos kommen hier lang mit 60mph und der ein oder andere auch schneller. Die kleine Strasse rein, nach rechts abbiegen und schon steht man auf der alten Bruecke. Der Fluss fuehrt ebenfalls gut Wasser und ich schau es mir genau an. Wo ist nur mein Wildwasserkajak und ein weiterer Paddler, der mit mir hier langpaddeln wuerde?  Es sieht so einladend aus.

Nach Querung der Bruecke geht’s durch ein Gatter und ein Wegweiser zeigt an wohin man sich wenden muss um zu St. Columba’s Island zu gelangen. Leider kann man den Fluss nicht komplett einsehen, was an sich kein Problem ist, nur als Wildwasserkajaker wuerde ich schon gern sehen was der Fluss so zu bieten hat.

Die Insel wird nur zu Insel weil der Fluss sich gabelt und ein sehr schmaler Seitenarm eine Bruecke erfordert. St. Columba’s Island ist eine alte Beerdigungsstaette und es fand sich auch mindestens ein Grab was weniger als 50Jahre alt ist.

Allein war ich auf der Insel nicht, Lynne von Skye Jeep Tours und ihr Hund Brymer erkundeten den Friedhof. Auch sie war zum ersten Mal hier, dabei lebt sie davon Touristen Skye zu zeigen, schon erstaunlich was Skye so zu bieten hat und was man noch entdecken kann, selbst wenn man dort lebt.

Zum Glueck wehte eine leichte Brise, denn aufgrund des feuchten Grases wird St. Columba’s Island unweigerlich Midgeheaven (oder Midgehell) sein.

Weiter ging die Tour nach Trumpan, da war ich schon ewig nicht gewesen. In Theorie (und in Praxis) sind entlang der Route so einige Geocaches und die meisten davon hab ich noch nicht gefunden, aber irgendwie stand es mir so ueberhaupt nicht nach Dosenjagd. Lieber die Single Track langpesen, sich ueber Touristen aufregen, die das Fahren auf Single Tracks noch nicht so recht kapiert haben (man kommt im Passing Place zum Halt, nicht davor!) und die Aussicht geniessen. Eigentlich wollte ich ja irgendwann mal bei Skye Skyns vorbeischauen, aber auch das war nicht so recht nach meinem Geschmack in diesen Moment. Der kleine Parkplatz beim Friedhof von Trumpan war fast voll und dank eines Wohnmobils und davor geparkten Autos, war gut manoevrieren angesagt um sich in die freie Luecke zu quetschen. Vorwaerts waere es schonmal garnicht gegangen, aber rueckwaerts war auch nicht so einfach, weil der Wendekreis durch einen Laengsparker gegenueber reduziert war.

Zeit fuer nen spaetes Mittagessen, da ist immer noch der zweite Kaesekuchen. Fenster runter, den Wind geniessen und den Sonnenschein, selbstgebackenen Kuchen schnabulieren und Harry Potter’s Entwicklung verfolgen. Als Verdauungsspaziergang ueber den Friedhof schlendern, den alten wo sich das Massaker abspielte und die Ueberreste der Kirche stehen und den neuen Friedhof. Irgendwie haben viele Inschriften auf den Graeber was und sind viel persoenlicher als was man so auf deutschen Friedhoefen sieht.

Sonne schien, Kaesekuchen schmeckte immer noch (und wer weiss wie lang er ohne Kuehlschrank uebersteht, also besser essen), Harry Potter ist auch nicht langweilig, so kann man es sich gut gehen lassen bevor man sich auf den Rueckweg macht. Ein Auto brach zur gleichen Zeit auf, fuhr allerdings nach links weg, ich entschied mich fuer rechts, mal sehen wer eher an der Kreuzung ist. Wenn es sich zwei deutsche Harley Fahrer vor einem gemuetlich machen, hilft das dem Vorankommen nicht und wozu Rueckspiegel und Passing Places da sind, wussten die Beiden auch nicht. Da konnte ich noch nicht ahnen, das es noch schlimmere deutsche Autofahrer gibt. Ein Prachtexemplar fuer die “So nicht” Liste hatte ich suedlich von Struy vor mir. Mietwagen (man erkennt sowas in Schottland relativ leicht) mit nem selbstgebastelten Schild an der Kofferraumklappe “German Driver”. Und? Wie gesagt, Mietwagen erkennt man eh und warum betonen man ist deutsch? Auch ein Mietwagen mit einem deutschen Fahrer am Steuer sollte in der Lage sein mehr als 40mph auf einer langen Geraden zu fahren, wenigstens machte die Schleicherei auf der Geraden es sehr einfach das Auto zu ueberholen.

Einen Touristenstop konnte ich dann doch nicht vermeiden: Sligachan.

Die Cuillin sehen immer toll aus und der Wind war gradeso ausreichend um die meisten (leider nicht alle) Midges abzuhalten. Fuer Nachtquartier hatte ich Slapin oder Elgol im Sinn, also von Sligachan Richtung Portree. Eine Strecke wo es keine Umleitung fuer gibt, dafuer einiges an Kurven und Ueberholverbote (durchgezogene Doppellinie). Wenn dann ein langsames Auto vor einem ist bzw. am Kopf einer sich bildenden Kolonne und der Fahrer es partout nicht einsieht das er den Verkehr hinter einem aufhaelt und nicht links ranfaehrt, dann wird die an sich schoen zu fahrende Strecke zur Tortur. The “German Driver” hat mich in Sligachan passiert und nahm Kurs auf Broadford. Ich halte mich an das Speed Limit und an Ueberholverbote, andere Ungeduldige suchten dagegen ihr Heil in der Flucht und ueberholten sobald nichts von vorne kam. Ich war auch kurz davor, aber letztendlich hatte der Schleicher ein Einsehen und fuhr links ran. Ne Meile vor Broadford, eher weniger. Ich hatte mein Auto geparkt und wollte grade die Strasse queren kurz vor der Tankstelle als er ankam und er hatte nicht an nem Fotostopp gehalten, so langsam war der Fahrer gewesen (und/oder es dauerte so lange bis endlich alle Autos vorbei waren und er wieder einscherte.

Ich hatte mich entschieden doch besser in Elgol zu uebernachten, aufgrund der dortigen Infrastruktur als informelles Camping am Loch Slapin. Gestoppt wurde am Outdoor Centre in Torrin trotzdem. Graham hatte mir bei meinem letzten Besuch erzaehlt es gibt dort ein Otter’s Hide und ich weiss das es einiges an Otter im Loch Slapin kippt. Gummistiefel an, durch den Bach und am Ufer lang bis zum Hide. Ich war muede, es war ein wenig frisch, es wehte Wind, kein Otter war zu sehen, die Aussicht war nett.

Bevor ich einschlief, besser zusehen das ich nach Elgol komme und mir mein Bett im Kofferraum baue. Ich war nicht der einzige informelle Camper/Autoschlaefer. Da war noch ein Van mit 4 Personen (wie das funktionieren soll bin ich mir nicht so ganz sicher) und dann kam dann noch ein Wohnmobil. Die anderen beiden Parteien koechelten noch ihr Abendbrot, ich war noch immer satt von meiner Kaesekuchendiaet. Noch ein bisserl lesen und dann den Schlafsack als Decke nutzen weggeratzt. Mal sehen was der naechste Tag so bring und ob ich an den Kaese komme.