Wenn Arbeit Freizeitvergnuegen ist

Sonnenaufgaenge im Fruehjahr sind toll wenn man aus der Nachtschicht kommt, insbesondere wenn man den Beauly Firth im Rueckspiegel hat, da stoppt man auch auf den Nachhauseweg nochmal kurz, auch wenn man muede ist.


Das Bett rief, aber Schlaf war nur kurz, weil Skye rief, aber noch nichts gepackt war. Obwohl ich ein paar freie Tage (verlaengert mittig mit Ferien) hatte ich keine totale Freizeit im Sinn sondern Arbeit, die aber als Aktivurlaub gelten kann.
Ich habe alle Papiere um auf Booten als Crew zu arbeiten, aber auch um Motorboote mit weniger als 24m Laenge und Maximum von 12 Passagieren selber zu steuern. Ausgewaehlter Arbeitsplatz ist Elgol und von dort operienende Unternehmen Bella Jane Boat Trips.
Unterkunft fuer die Tage ist mein Zelt und erstmal Ashaig Campsite. Dank Nachtschicht und der Rumfahrerei kroch ich frueh in den Schlafsack und wurde dann fruehmorgens von den Voegeln geweckt. So frueh, das man noch vor dem offiziellen Oeffnen des Co-Ops diesen aufgesucht hat. Da Tanke aber 24h offen ist und drinnen bezahlt werden muss, hat man trotzdem Zugang zum Supermarkt.
Helfen am Bella Jane Office bedeutete dann Stuehle rausstellen, Rettungswesten fuer die AquaXplore Passagiere und beim Betanken der RIBs helfen im Sinne von Benzinkanister aus dem Laderaum wuchten und dem Skipper reichen sowie die leeren Kanister entgegennehmen und verstauen.
Dann trudelte auch Skipper Norman und heutige Crew (Bill) fuer die Bella Jane ein. Der erste Trip nach Coruisk lief normal, ich uebte mich beim Ab- und Anlegen mal wieder an der Bugleine (mir ist immer noch nicht wohl dabei auf das Boot zu springen wenn es sich bewegt, noch weniger mag ich allerdings das runterspringen) und uebernahm den Kuechendienst aka Vor- und Zubereiten der (Heiss)Getraenke fuer die Rueckfahrt. Das war auch der Plan fuer den zweiten Trip, doch keine 500m entfernt von den Bad Steps ereilte uns oder besser gesagt Bella Jane das Schicksal. Der Motor fing an komische Geraeusche zu machen, ich hatte grade mal Zeit Norman einen zweifelnden Blick zuzuwerfen und dann waren wir auch schon ohne Vortrieb. Nicht weit von Felsen und in nicht so schwachen Wind eine sehr unwillkommende Situation. Schliesslich starb der Motor ganz, Norman fluchte leise und verliess das Steuerhaus um ein paar Passagiere von der Bank hochzuscheuchen, die ueber der Motorabdeckung war.
Die kleine Rauchfahne verhiess nichts Gutes, wenigstens drehte der Wind und drueckte das Boot Richtung offenes Wasser und weg von den Felsen. Bill behielt die Nerven und lenkte die Passagiere mit Informationen ueber die umliegenden Berge (Cuillin) und Small Isles ab.
An ne schnelle Reparatur war nicht zu denken und ueber Funk wurde Hilfe angefordert. Nick war kurz davor mit dem AquaXplore zu Canna Runde aufzubrechen, hatte aber noch keine Passagiere an Bord und dueste kurzerhand zu der treibenden Bella Jane.
Erst am Vortag wurde ein etwas angeschlagenes Teil ausgetauscht, entweder wurde das falsch eingebaut oder der Schaden war ganz woanders, hoffentlich hatte es aber nicht zuviele Kabel durchgeschmort und vorallem nicht den Starter, der hang naemlich und sorgte fuer den einen oder anderen Lichtbogen. Alle Stromkreise trennen, die Bella Jane am RIB vertauen und dann ging es im Schlepp zurueck nach Elgol. Ging schneller als gedacht oder es waren die kuerzesten 30min meines Lebens.
Problem war aber das wir etwas ueber 20 nicht sehr glueckliche Passagiere an Bord hatten und auf Coruisk Seite auch einige Leute darauf warteten wieder abgeholt zu werden. Obwohl ich offiziell nen RIB fahren darf, wurde Nick’s Vorschlag ueberhoert das ich das kleine RIB, die Rachel Charlotte nehme und shuttle. Stattdessen war es an Norman, der sich Steuerhaus der behaebigen Bella Jane, ganz schnell an die Steuerkonsole eines RIBs gewoehnen musste. Er bekam Bill als Crew und ich assistierte Nick. Rettungswesten organisieren, ich bekam die Passagierlisten in die Hand gedrueckt und ab ging es nach Coruisk wo es hiess 28 Leute auf zwei Boote zu verteilen, die nur Platz fuer 24 Personen bieten. Das kurz zuvor das Boot des Konkurrenzunternehmen ablegte, mit jeder Menge Platz an Bord half der Stimmung auch nicht.
Wie auch immer es passierte, die beiden RIBs machten sich mit je 12 Passagieren und je einem Skipper auf dem Rueckweg, die Crew (Bill und ich) blieben zurueck. Keiner von uns beiden mit nem Funkgeraet (meines war sicher in meinem Beutel im Office) und in der Hoffnung das Norman, ganz bald zurueckkommt und die restlichen Passagiere und uns abholt. Wenigstens hatte der Wind ein wenig nachgelassen und es war trocken.
Spaeter am Nachmittag wurde die Bella Jane mit Hilfe der beiden RIBs zum Mooring geschleppt. Zumindest fuer den naechsten Tag war sie ausser Gefecht, aber nen Techniker war organisiert und wuerde sich um den Patienten kuemmern.
Trotz Ausfall der Bella Jane und schoenen Wetters fing der Mittwoch ruhig an. So ruhig, das ich, nachdem ich eine Familie mit wetterfesten Jacken, Hosen und den Rettungswesten ausgestattet hatte fuer ihr “Taxi” zur Isle of Rum um das Schloss zu besichtigen, Skipper Donald fragte, ob ich ihn Gesellschaft leisten darf bei der Ueberfahrt. Die Rachel Charlotte hat eine kleinere Steuerkonsole als das andere RIB, ich brauch nicht auf Zehenspitzen stehen um alle Passagiere bequem zu sehen, im Gegenteil man ist versucht in die Hocke zu gehen um etwas Windschutz zu bekommen. In Elgol selber war es nen bisserl windig und etwas Wellengang, aber das gab sich suedlich von Soay. Die Wasseroberflaeche wurde fast spiegelig, so war es einfach den Schweinswal zu erspaehen. Naja, wir haben ihn fast ueberfahren da er ploetzlich vor dem Bug auftauchte. Ein wenig untyptisch fuer Schweinswale zeigte er sich ein paar Mal bevor er abtauchte und Kurs nach Rum wieder aufgenommen wurde. Kurz vor Rum noch eine weitere Schweinswalsichtung.
Die CalMac Faehre fuer die Small Isles verliess grade Kinloch, da die Familie kleine Kinder hatte, nahm Donald gut Tempo raus und fuhr langsam durch die Bugwelle der Faehre statt es fuer ein paar aufregende Huepfer zu nutzen. Familie am Anleger aussteigen lassen, anweisen die Schutzkleidung und Rettungswesten im Warteraum fuer die Faehre zu hinterlegen und Donald machte mir beim Ablegen das Angebot die Rachel Charlotte zurueckzufahren. Genau darauf hatte ich gehofft.
Schnell und gradeaus nen RIB fahren ist an sich kein Kunststueck, aber man muss Trim und Drehzahlen im Auge behalten. Jedes Boot hat da seine Eigenheiten und die Rachel Charlotte ist keine Ausnahme. Mit 2x250PS duesten wir zurueck nach Elgol und kreuzten dabei noch die Welle eines Fischfarmbootes (die aber kleiner ausfiel als das Boot und seine Geschwindigkeit vermuten liess), kurz vor Elgol gab ich die Steuerung an Donald zurueck, Cheffe muss ja nicht wissen, das die Aushilfe nen bisserl Spass haben durfte (wobei er weiss das ich die Lizenz habe).
Da die Bella Jane noch in Reparatur war (machte Fortschritte, Fehler war gefunden, das original verpackte, vor zwei Tagen eingebaute Ersatzteil war fehlerhaft), wurde die Rachel Charlotte ebenfalls fuer Shuttledienste rekrutriert, Passagierliste und Rettungswesten waren wieder meine Aufgabe und ab ging’s nach Coruisk. Dort angekommen hatte wir nicht zuviel Passagiere, sondern wir vermissten noch welche. Kurz bevor wir loswollten, erspaehte Donald Gestalten auf dem Felsen oberhalb der Coruisk Memorial Hut und entschied noch zu warten. 10Minuten spaeter konnten wir uns dann mit vollstaendiger Passagieranzahl auf den Rueckweg machen. Das letzte Shuttle des Tages uebernahm die Bella, welche wieder munter und rund vor sich hintuckerte.
Ueber Nacht wurde es mal kurz windig und es regnete, ich war trotzdem frueh wieder hoch. Diesmal hiess es zudem Zelt abbauen. Ich hatte das Angebot in Donald’s Garten mein Lager aufzuschlagen. Zelt leicht feucht und warum ist das Groundsheet nass, sogar im Zelt und die Unterseite der Isomatte ebenfalls? Groundsheet wurde getrennt vom Zelt, die Einpackerei etwas umstaendlicher und lieferte die Erklaerung warum ich nicht als Erste in Elgol war. Aber immer noch frueh genug um wieder beim Tanken zu helfen.
Wieder fing der Tag ruhig an, dabei war das Wetter so richtig genial. Ich war als Bueroaushilfe angesetzt und es war schon gestern geplant wurden, das ich auf der Bella Jane mit den Getraenken helfe, wenn es hektischer wird. Davon war mittig am Vormittag noch nichts zu sehen. Ergo nutzte ich erneut die Chance nach dem Einkleiden der Passagiere auf einem der RIBs mitzukommen. Diesmal war Alex Skipper der Patricia Ann und die Soay Runde stand auf dem Plan. Noch zwischen den Ankerbojen schob Alex mir einen der beiden kleinen Tritte zu, normalerweise sind die beiden gestapelt und der Skipper nutzt sie zum Draufstehen um alle Passagiere einfach sehen zu koennen. Es war das erste Mal das ich als “Beifahrer” einen Tritt angeboten bekam, normalerweise musste ich mich auf meine Zehenspitzen stellen wenn ich was sehen wollte.
Kurz zu Prince Charlie’s Cave, dann Kurs auf das Suedende von Soay und den dortigen Kegelrobben. Unterwegs fing Alex an mit seinem Handy zu hantieren. Wenn man etwas von der Kueste weg ist, kommt man ploetzlich in den Bereich von diversen Funkmasten und empfaengt Emails, hat man das Handy in der Rettungsweste spuert man die Vibrationen der Alarme.
Angekommen bei dem kleinen Riff waren einige Kegelrobben sogar noch auf dem Felsen bevor sie ins Wasser robbten. Da es Ebbe war, machte es nicht viel Sinn nach Soay Harbour und den dortigen Ueberresten der Riesenhaiverarbeitungsstation zu schauen, stattdessen wurde kurz auf die Landzunge suedlich der Black Cuillin genommen und dann die Kuestenlinie entlanggefahren, immer Ausschau nach Seeadlern haltend. Der Wind verursachte viel zuviele und kurze Wellen um zu sehen ob man Schweinswale entdecken kann. Wie es so die Kueste lang ging aenderte sich die Temperatur vom Wind, es wurde angenehm warm und beim Einbiegen in Loch na Cuilce war es dann windstill. Normalerweise findet man dort um die 100 Seehunde, doch heute sahen wir kaum welche, dafuer erblickte einer der Passagiere hoch ueber unsere Koepfen einen Seeadler. Noch schnell ein Besuch zu den Bad Steps und zurueck nach Elgol, wo ich fuer die letzten beiden Touren auf die Bella Jane wechselte und fuer Tee, Kaffee und Heisse Schokolade verantwortlich war. Etwas ueber 30 Heissgetraenke zuzubereiten und auszuteilen noch bevor man Loch na Cuilce verlaesst war nen Rekord fuer mich, Training brauch ich aber trotzdem noch nen bisserl, weil es war schon ein bisserl chaotisch und haette ich noch den Guide geben muessen waere ich gnadenlos untergegangen.
Da war ich doch besser als es darum ging die Schutzkleidung und Rettungswesten von den beiden Canna Trips wegzuraeumen bevor es zum Donaldschen Anwesen, meinem temporaeren Zeltplatz ging. Auf dem Weg konnte noch die Rettung eines Lamms beobachtet werden welches auf der falschen Seite vom Cattle Grid stand und Nick zu einer Jagd veranlasste um Lamm und Mutterschaf auf der richtigen Seite des Cattle Grids wieder zu vereinen.
Leider wurde mir verkuendet ich koenne nur eine Nacht im Garten zelten, dann kaemen Air B&B Gaeste und ich haette keinen Zugang mehr zu WC und Dusche. Ein Abend war allerdings ausreichend um ausgiebig mit dem Hund zu knuddeln. Hunde scheinen von ihren Besitzern nie genug gekrault zu werden.
Am naechsten Morgen also wieder Zelte, ehm, das Zelt abbauen und nach Elgol. Wie gehabt Assistieren beim Tanken und den Early Bird vorbereiten. Ich bekam auch noch ne besondere Aufgabe, wegen der Wettervorhersage, insbesondere was Wind betrifft, sollten zwei Boote nach Slapin gebracht werden, nur da war kein Auto, Skipper und Crew (heute nur Alex und Norman) kamen mit nur einem Auto nach Elgol, das zweite Auto war heute nicht verfuegbar, weil der normale Fahrer vom Van nen freien Tag hatte. So bestimmte Alex, das ich den Truck (Mitsubishi Warrior) nach Slapin fahre und Shona mich abholt. Ich, den Truck? Na zumindest faengt Alex an mir zu vertrauen, ne Woche vorher redete er nichtmal mit mir.
Der Early Bird war unterwegs und bis zum ersten Trip der Bella Jane war noch Zeit, es war ruhig im Buero, mit Passagieren war erstmal nicht zu rechnen, was bedeutete wenig Verkehr auf der Elgol Road, perfekt um den Truck nach Slapin bringen. Anstatt Rueckwaertsgang einfach Handbremse loesen um auszuparken (Vorteil wenn man an ner Steigung parkt), Motor abwuergen und dann mit etwas Schmackes, aber dennoch Gefuehl die Kurve hoch und dann den Berg hochklettern. Wow, der Truck hat ordentlich was unter der Haube. Ich dachte ich fahr schoen langsam und vorsichtig, aber die Tachonadel ging trotzdem ueber 30mph waehrend der Fahrt, mein Puls raste allerdings und die Nervositaet legte sich erst als ich in Slapin parkte. Der Truck war das Groesste/Schwerste was ich bis jetzt gefahren bin, da ist es egal wie gut ich die Elgol Road kenne. Kaum geparkt, kam auch schon mein Abholdienst.
Zwei Tage vorher hatte Alex, als bestimmt wurde, ich helf mit den Getraenken auf der Bella wenn es geschaeftigt wird, gemeint ob er zeigen soll wie man die Bordkueche handhabt wenn das Boot voll ist, weil normalerweise sind nur Skipper und ein Crew Mitglied an Bord, und beide allein muessen das regeln koennen, ohne Hilfe einer dritten Person.
Voll wuerde es heute nicht werden, aber da ich etwas Unterricht brauchte, sollte mir das nur Recht sein, ausserdem muss ich es nutzen das Alex mit mir redet. Auch wenn das bedeutet das fast jeder Skipper sich nen Spass mit mir macht und ich fuer diverse Sprueche erhalten muss. Da es aber erst knifflig wird, wenn sie aufhoeren zu reden, hab ich damit kein Problem.
Das Wetter am Samstagmorgen war nicht schlecht, aber es war etwas zugezogen, die Osterferien in UK gingen ihrem Ende zu und es ist traditioneller Bettenwechseltag. Weil nur wieder Norman und Alex zur Verfuegung standen, aber auch zwei Leute schon im Buero waren entschied ich mich, das Buero zu verlassen und stattdessen nach Staffin zu fahren auf der Suche nach Dinosaurierspuren und vielleicht das Kajak fuer ne kleine Ausfahrt zu nehmen zu weiteren, erst vor wenigen Monaten entdeckten Spuren. Entlang Loch Slapin spiegelten sich die Boote verzerrungsfrei im Wasser, doch in Staffin wehte es zu arg um allein ein Kuestenabschnitt langzupaddeln, den ich nicht kenne. Meine Suche nach den Spuren in Staffin war trotz Hinweis auf Informationstafel ergebnislos, deswegen ging es via Quiraing Querverbindung nach Uig zurueck nach Elgol, wo Norman und Alex meine Abwesenheit aufgefallen ist. Dafuer leistete ich ihnen auf den beiden Nachmittagstouren Gesellschaft und uebernahm die Bordkueche. (wenn man schon Galley Bitch getauft wird, dann kann man den Job auch tun).
Kleine Abwechslung am Sonntag, statt Alex war Pete als Guide/Crew fuer die Bella Jane zugeteilt und Norman fragte ob ich ihnen Gesellschaft leiste. Gesagt getan. Pete gibt den Guide, Norman hinterm Steuer und ich in der Bordkueche. Es wurde interessant, nicht das ich sehr viele Getraenke zu zubereiten hatte, aber der Wind hatte zugenommen und es schaukelte mehr als einem lieb sein kann, vorallem wenn man mit nem Teekessel voll mit heissem Wasser hantiert und dieses in nen Pappbecher befoerdern muss. Da der Wind immer mehr zunahm, wurde es nen kurzer Tag. Nach drei Ueberfahrten wurde Feierabend erklaert. Zu frueh um in Kyle of Localsh beim Chinesen zu halten, stattdessen im Co-Op geschaut was sich so an Zutaten findet um nach Rueckkehr in Inverness Abendessen zu koecheln.
Auch wenn ich noch eine Woche habe bevor ich wieder zurueck zu meinen Buerojob muss, das Wetter der naechsten Tage ist zu windig fuer die Boote. So bleibt Zeit fuer Fotos sichten, Bericht schreiben und nen bisserl Hausarbeit.