Mitten in der Nacht aufgewacht mit der Notwendigkeit mal kurz den Huegel hochzulaufen. Die Lampe vom Hafen strahlte so sehr man brauchte die Taschenlampe kaum, nur da wo etwas Schatten war musste man dann dochmal leuchten. Ueber mir leuchteten tausende von Sternen und man konnte die Milchstrasse sehen. Es ging wieder ins Bett und das naechste Mal wachte ich auf weil der Regen auf’s Autodach haemmerte. Das war nicht nur nen bisserl Regen, das war nen ausgewachsener Wolkenbruch und schwaechte dann zu schweren Regen ab. Schwach genug um wieder einzuschlafen und vom Handy geweckt zu werden. Der Regen hatte aufgehoert und ein leichter Wind wehte.
Den Berg hoch und beim stiefeln die Wassermassen bestaunen, die den Bach runterflossen. Wieder war da der Gedanke von Wildwasserpaddeln, nur das hier war schon ein wenig fortgeschrittener, weil enger, steiler und dann war da auch noch die Fussgaengerbruecke.
Gegen viertel nach 8 kamen David und Doreen an, oeffneten das Buero und ich half Stuehle und Tische raustragen, gleichzeitig kamen die zwei RIBs um die Ecke. Das Kleinere, die Rachel Charlotte wuerde gegen 9Uhr nach Canna gehen. Wenig spaeter kam auch die Nicola Louise. Fehlte nur noch die Bella Jane. Ich half die Passagiere fuer den Canna Trip einzukleiden, aber ich fing an die Groessen der Schutzkleidung durcheinanderzubringen, ich hatte mir die Farben falsch gemerkt. So uebernahm David die Groessenauswahl (jetzt weiss ich das Orange Medium ist, Blau Large und man Rote Streifen ignoriert) und ich legte die Rettungswesten an. Irgendjemand muesste mich retten, die Midges waren der helle Wahnsinn, der Wind hatte sich komplett gelegt und die kleinen Stechfliegen kamen in Heerscharen, so schlimm hatte ich es noch nicht erlebt. Gesicht und Haende hatte ich eingecremt mit Smidge, das half gegen Bisse, aber sie flogen immer noch um einen rum. Und ich hatte meine nackten Knoechel vergessen, ich lief in Crogs rum und ohne Socken. Zu spaet schmierte ich das Zeug auch an die Fuesse.
Als die Bella Jane in Elgol ankam, hatte der Wind leidlich aufgefrischt und das aergste an Midges vertrieben, das machte das Leben gleich ertraeglicher. Vor halb 11 begann ich die Passagiere fuer Trip 2 > Prince Charlies Cave&Soay einzukleiden. Kurze Frage und ich wurde mit auf die Passagierliste gesetzt. Nick wuerde die Patrica Anne auf diesen Trip steuern. Ich schluepfte flink in meine Segelhose, noch ein extra Flies an, dicke und wasserdichte Jacke ueber, meine Rettungsweste und der orange-blauen Gruppe gefolgt.
Geschwind ging es um die Landspitze zu Prince Charlies Cave.
Eigentlich kenn ich ja die Geschichte, aber ich lernte doch noch was Neues, denn so richtig hatte ich die Fluchtroute von Bonnie Prince Charlie (der weder Bonnie, noch nen Prince war) nicht gewusst. Ein Blick rueber zu Soay und den Cuillin verhiess nichts Gutes, eine Regenwand hing im Sound und ich hoffte, das diese weitergezogen ist bevor wir mit dem RIB ankommen. Von der Hoehle gings zum Suedende von Soay, doch auf halben Wege sah jemand etwas im Wasser. Obwohl Nick noch am Anfang gesagt hat, wer nen Schweinswal sieht, braucht die Hand nicht eben, wurde angehalten als eine Hand gehoben wurde. Es waren Schweinswale, aber sie verhielten sich nicht so schuechtern wie normalerweise. Wir konnten sie fast eine Minute lang beobachten und ich bekam sogar ein Foto hin.
Weiter gings zu den Skerries, wo man normalerweise Kegelrobben sehen kann. Normalerweise. Es war kurz nach Ebbe, es sollten also Robben auf den Felsen liegen, aber da waren keine. Es dauerte ein bisserl bis ich den einen oder anderen Kopf im Wasser ausmachen konnte. Als es in den Sound of Soay ging, war klar, das der Regen nicht weitergezogen ist, sondern noch immer vor Ort war. Mit 20-25Knoten, was um die/ueber 40km/h sind, in eine Regenwand ist wie Peeling. Wenn man kann, zieht man den Kopf ein, die Kapuze so tief wie moeglich und versuchen das Gesicht vom Wind wegzudrehen. Der Skipper hat die Moeglichkeit nicht und meine Brille war auch nur bedingt nen Schutz. Der Regen hatte noch einen anderen Nebeneffekt ausser Peeling, das Smidge wurde von meiner Stirn gewaschen und floss in meine Augen, das brannte. Eigentlich sollte das Zeug wasserfest sein und sich auch nicht durch Schwitzen loesen, aber was sonst konnte so in den Augen brennen? Regen ist Suesswasser und sollte okay sein.
Es wurde nicht zur Basking Shark Station abgebogen, sondern davor gehalten, weil es war zu flach um in die Bucht zu fahren. Wenigstens der Regen hoerte auf und der Wind liess nach. Zeit um den Seehunden in Loch na Cuilce einen Besuch abzustatten.
Diese sind ziemlich verlaesslich in Anwesenheit auf den Felsen, allerdings moegen sie keinen Regen. Das Fell ist zwar wasserdicht, aber das Auftreffen der Tropfen ist unangehm auch fuer Seehunde und sie sind dann lieber im Wasser.
Auf dem Rueckweg nach Elgol wurde noch die Bella Jane gejagt und ihre Bugwelle fuer ein paar Spruenge genutzt. Auf der Bella Jane war der Grossteil einer Reisegruppe von Discover Scotland, ein kleinerer Teil war an Bord der Patricia Anne. Die Tour stoppt fuer 1.5h in Elgol fuer einen Boottrip, das ist fest in der Reiseroute eingeplant.
Wieder in Elgol half ich wieder die Schutzkleidung und Rettungswesten von den Passagieren zu bekommen, es warteten allerdings auch schon die naechsten fuer den Ausflug nach Canna. Voll ausgebucht, 3 Boote sollten ablegen, keine Chance fuer mich mitzukommen. Die Nicola Louise bekam etwas Vorsprung, ihre Passagiere brauchen keine Rettungswesten und das Boot ist auch ein wenig langsamer. 24 Leute mussten aber fuer die beiden RIBs fertig gemacht werden und David hatte dann doch noch eine Ueberraschung fuer mich. Ich koenne nach Canna, als Crew. Juhu.
Das kleinere RIB, die Rachel Charlotte hatte schon 2 Crew: Pete und Christian (die Rachel war sein altes Boot, er arbeitete vor etwa 10 Jahre fuer Bella Jane auf den RIBs), ich durfte Nick auf der Patricia Anne begleiten. Es ging auch alles mit rechten Dingen zu. Ich habe ein Zertifikat was mir erlaubt auf See als Crew zu arbeiten, ergo 12 Passagiere und 2 Crew wurde ueber Funk gemeldet beim Ablegen.
Wenn ich normal stehe kann ich bequem die Bootsspitze und die beiden vorderen Sitzreihen sehen. Um alle Passagiere zu sehen musste ich allerdings auf die Zehenspitzen stehen, das liess ich bei schneller Fahrt aber bleiben, balanciert sich nicht so leicht wenn es mal holprig wird oder waehrend enger Kurvenfahrt.
Die Flut war soweit reingekommen, das Nick die verlassene Basking Shark Verarbeitungsfabrik ansteuerte, war aber knapp, keine 6 Fuss war das Wasser tief, die Motoren gehen etwas ueber 3 Fuss ins Wasser, viel Spiel war da nicht und man muss das Boot genau auf die Pfosten ausrichten, die die Peilung fuer die tiefste Stelle vorgeben. In die Bucht rein ist das noch relativ einfach, aber will man wieder raus, heisst das nach hinten schauen, weil zur Ausfahrt hin gibts keine Pfosten.
Pete folgte uns mit einigen Minuten Abstand, doch nach einem weiteren Halt bevor die offene See zu Canna gequert wird, waren die Boote etwa gleich auf und jagden parallel uebers Wasser. Damit es nicht zu langweilig wird auf den 25min, machte sich Nick die Bugwelle des zweiten RIBs zu Nutze und fuhr ein paar scharfe Kurven.
Pete war damit vor uns, aber sein Boot stoppte zum Stillstand. Was haben sie gesehen? Oh, ein Minkwal. Und das Tier tat uns den Gefallen noch ein paar Mal aufzutauchen bevor wieder volle Fahrt aufgenommen wurde. Fuer ein paar Minuten gings wieder stur grade aus und wieder stoppte Pete, diesmal fuer Schweinswale und wie schon am Vormittag waren auch diese sehr aktiv und man musste den Passagieren zweimal sagen das sind keine Delphine. Leider waren die Schweinswale zuweit weg bzw. die Sonne stand unguenstig und ich konnte mit der Kamera nicht zielen, ich erwischte keinen fuer ein Foto.
Die Klippen von Canna waren schon gut sichtbar und auch die Nicola Luise, die sich auf den Weg zu Canna Harbour machte. Funkspruch von Gavin liess verlauten, das sie auf ihrer Ueberfahrt nichts gesehen haben. Pete hatte am Morgen auch Delphine gesehen, aber kein Flipper liess sich jetzt blicken.
Das letzte Mal war ich vor 3 Monaten bei und auf Canna (wo ist bloss der Sommer geblieben?) und es war gut besucht bei den Voegeln, die Brutsaison hatte grade erst begonnen. Die Klippen jetzt zu sehen wo fast alle Voegel, mit Ausnahme der Kraehenscharben und vereinzelten Dreizehenmoewen, Canna verlassen haben, ist schon faszinierend. Doch nicht das Fehlen von Voegeln sorgte fuer einen anderen Anblick, es gab einige Wochen zuvor schwere Regenfaelle, die die Erde so stark aufweichten und saettigte, das es zu Erdrutschen kam. Man kann nur hoffen, das die Jungvoegel von diesem Jahr, insbesondere die Papageientaucher, welche Hoehlenbrueter sind, schon weg waren.
Diverse Nesthoehleneingaenge sind verschuettet und etliche Paare von Papageientauchern werden naechstes Jahr vergeblich nach ihren alten Nest schauen.
Nicht alle Voegel verlassen Canna, die Adler bleiben und ich machte einen Raubvogel oberhalb der Klippen aus. Fuer einen Bussard zu gross, so beschlossen Nick und ich das muss nen Seeadler sein. Auch ohne Voegel gibt’s noch so einiges zu erzaehlen und zu bestaunen bevor es nach Canna Harbour geht, wo wir Gavin am Cafe treffen wuerden.
Kunde im Cafe wuerde ich nicht werden, ich hatte kein Geld dabei, weil es kam unerwartet das ich auf das Boot konnte und mit der Jacke und Rettungsweste am Container, ich brauchte nicht zum Auto hochzusprinten um Geld zu holen. Am Cafe gab’s Crew Kaffeeklatsch, inklusive die Autofrage fuer den naechsten Tag zu klaeren, weil die Boote sollten nach Slapin gebracht werden, was bedeutete, die Autos sollte in Slapin geparkt sein, aber wie nach Elgol kommen? Der Schulbus war die Loesung, was zu grosser Begeisterung bei Gavin und Pete fuehrte, hoerte sich das doch nach nem tollen Ausflug an. Es gab noch die neuen Oeffnungszeiten fuer das Cafe, weil mit den letzten Tag im August, war es auch letzter Tag der Saison und ab dem ersten September wuerde das Cafe nicht mehr am Vormittag aufmachen. Die Skipper brachen dann auf, um die Boote umzuparken. Die RIBs waren im Weg fuer die Nicola Louise, welche am Ende der Pier war, wo aber kein Passagier zusteigen kann. Christian war verschwunden. Die Nicola bekam wieder etwas Vorsprung, die RIBs hatten noch ein paar mehr Minuten bevor es zurueck ging.
Kurze Zaehlung als eine Rettungsweste auf den Steinen lag, aber anscheinend alle Passagiere schon am Slipway waren. Oh, Christian. Wo kam der denn her? Im strahlenden Sonnenschein ging es zu den Skerries und den dortigen Seehunden und Kegelrobben. Die Nicola duempelte auf halben Wege zu Rum, ueber Funk wurde ein Minkwal gemeldet, aber die RIBs waren zu weit weg.
Die Suedkueste von Canna liegt quasi ungeschuetzt dem Atlantik ausgeliefert, die RIBs duesten kurz in den Canna Sound, aber nur fuer nen kurzen Blick, weil viel gab’s zu dieser Jahreszeit nicht zu sehen und nicht jeder mag die Duenung, wobei heute war es harmlos.
Naechster Halt: Schiffwrack.
Ich habe es immer noch nicht geschafft, das Loch im Bug zu sehen. Aber dafuer wird es nen Kajak und Ebbe brauchen. Fuer ein RIB ist es mittlerweile zu gefaehrlich sich dem Bug von der Klippenseite her zu naehern.
Nach Seeadler Sichtung bei Canna, war es jetzt ein Steinadler den ich ueber Rum ausmachte. Aber das war es so ziemlich mit Wildlife. Keine wilden Ziegen (Angoraziegen!) liessen sich blicken und als es nach Kilmory Bay ging, waren die Hirsche in einer Ecke wo die Boote wegen einem Riff nicht naeher rankoennen.
Es war Zeit fuer den Rueckweg. So ohne Wale und Delphine muss man den Passagieren was bieten. Ergo wurde die Nicola Luise kurzerhand gejagt und auf ihrer Bugwelle gesprungen.
Wo war eigentlich die Sonne geblieben? Es war ganz schoen grau jetzt und im Soay Sound hingen wieder Regenwolken, doch zum Glueck war das nicht unser Kurs. Angekommen an der Jetty, huepfte ich von Bord und war nen bisserl wacklig auf den Beinen. So lang im RIB stehen war ungewohnt, aber es ging flink hoch zum Office Container, es gab 24 Sets von Schutzkleidung und Rettungswesten einzusammeln und wegzuraeumen. David und Doreen waren mit Kunden beschaeftigt und wie Doreen zwischendurch konstantierte als ich die Rettungswesten sorgfaeltig stapelte schien bei mir das Training von Graham durch (wo war der eigentlich? Er schmiss doch sonst den Laden).
Am Ende des Tages und fast alles weggeraeumt fragte mich Doreen ob ich morgen frueh um halb 9 da sein kann und ob ich bereit waere am Nachmittag auf der Nicola Luise als Crew zu arbeiten, weil aktuell schaut es so aus, das ein Crewmitglied fehlt. Da ich eh keine Plaene hatte und ein Ausflug nach Canna jederzeit Spass macht, sagte ich nur zu gern zu.
Die Skipper tankten die RIBs auf, was via Kaninster geschieht, die jeden zweiten Morgen in Broadford an der Tanke gefuellt werden. Normalerweise ein ob fuer den Morgen, aber morgen frueh wuerde kein Auto da sein also musste das heute gemacht werden.
Ich machte mich auf nach Glasnakille, weil ich hatte immer noch eine Flasche Wein fuer Christine im Auto und sie sollte heute zuruecksein.
Auf dem Weg nach Glasnakille, musste ich feststellen, das quasi jeder moegliche Zeltplatz belegt war. Skye Trail Walker. Das sah nach ner weiteren Nacht im Auto aus. Christine war zurueck im Rowan Cottage, zusammen mit ihrem Mann David. Abendessen war grade vorueber und wir quasselten nen Weilchen bevor ich nach Elgol zurueckfuhr. Einerseits war ich hungrig (ich hatte den ganzen Tag nicht gegessen, von ein paar Chips abgesehen bei Christine), andererseits stand es mir nicht danach den Campingkocher anzuschmeissen, noch nach Broadford zu fahren. Aber da war ja noch der Kaese (Ziegenkaese) und ich hatte Cracker im Auto. Der Kaese war lecker und ich genoss die abendliche Aussicht ueber Loch Scavaigh bevor ich mich in den Schlafsack verzog, muede, aber gleichzeitig aufgedreht dauerte es ewig bis ich mich in Morpheus Armen wiederfand.